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B l i c k p u n k t K a s s e l A u g u s t / S e p t e m b e r 2 0 1 1
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nicht ausreichten. Triebfeder des Projek-
tes, das "die gesamte Bürgerschaft in allen
ihren Schichten" getragen habe, war unter
anderem Oberbürgermeister Stadler. Das
hob der oberste Beamte der Provinz,
Oberpräsident Dr. Schwander, in seiner
Rede hervor. Reg.-Baumeister Dr. Allstädt
zeichnet als Architekt für die Umsetzung
verantwortlich, Stadtrat Sauter schuf die
Flachreliefs an den Terrassenaufgängen,
die höheren Schulen Kassels sammelten
insgesamt 6000 Mark als Anfangskapital.
In zweijähriger Arbeit entstand eine An-
lage, die laut OB Stadler der "geistige und
repräsentative Mittelpunkt des Turn- und
Sportgedankens in Kurhessens Hauptstadt
sein soll". Die Kampfbahn stehe zwar in
"Größenverhältnissen hinter denen man-
cher anderer Städte" zurück, stelle aber
durch "vorbildliche Anlage und Ausgestal-
tung des Platzes, durch ihre Lage im
Herzen der Stadt und durch die räumliche
Verbindung der Bahn mit den beiden
Sportshäusern eine Hochburg sportlicher
Bestrebungen" dar. Bald erwarb sich die
Sportstätte den Ruf als "schnellste Kampf-
bahn Deutschlands". Schon im August
1926 lief dort der Kasseler Hermann
Walper deutschen Rekord über 2000
Meter in 5:34 Minuten wie auch die
Meisterstaffel von Phönix-Karlsruhe über
4 x 100 m in 42:50 Sekunden. Aber nicht
nur die Bahn war schnell, auch Sportle-
rinnen aus Kassel wie Leni Junker von der
CT 44, sie lief bei den Meisterschaften der
Deutschen Turnerschaft im Düsseldorfer
Rheinstadion am 15. August mit 12:30
Sekunden über 100 m neue deutsche und
Weltbestleistung. Bei Bombenangriffen
im Zweiten Weltkrieg wurde sie von
etlichen Bomben getroffen; sie diente auch
als Treffpunkt für die Suche nach An-
gehörigen. 1948 konnte die Anlage wieder
als Sportanlage genutzt werden.
Documenta Kunst(werke):
Rahmenbau
Der Rahmenbau, ein documenta-
Kunstwerk, befindet sich neben der
Gustav-Mahler-Treppe an der Ostseite
des Friedrichsplatzes zur Karlsaue hin,
im Zentrum Kassels. Die begehbare
Konstruktion aus Stahl, Stahlgitter und
Messing, rahmt die Landschaft in einen
großen und einen kleinen Rahmen ein
und will dem Betrachter damit ganz
neue Sichtweisen ermöglichen.
Das Team Haus-Rucker-Co gestaltete
diese zur documenta 6 im Jahre 1977 in
exponierter Lage am „Fenster zur Aue“,
wo sich die Stadt zur Aue und zur
Landschaft hin öffnet. Dies war auch der
ursprüngliche Standort des im Zweiten
Weltkrieg zerstörten Auetors.